Fachtagung der Müttergenesung in Köln: Kurberaterinnen informieren sich
Köln. 19.11.18 – „Wie geht es Müttern heute?“ und „Was können wir für pflegende Angehörige tun?“: Diese beiden Fragen standen im Mittelpunkt der zweiten Fachtagung in diesem Jahr für die Kurberaterinnen im Erzbistum Köln Mitte November.
Friederike Otto, die Leiterin des Forschungsverbundes „Prävention und Rehabilitation für Mütter und Kinder“ an der Medizinischen Hochschule Hannover
stellte die neuesten soziodemografischen Fakten zur Situation von Familien vor und Silvia Selinger-Hugen, Leiterin der Fachklinik „Maria am Meer“ auf Norderney, berichtete von den Erfahrungen ihrer Klinik mit Menschen, die einen Angehörigen pflegen.
Beide Expertinnen zeigten, wie erfolgreich das Kur- und Gesundheitskonzept der Mutter-Kind-Kuren und der Mütterkuren ist.
Grund für Überlastung: Es ist schwer, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen
So leiden insbesondere viele alleinerziehende Mütter unter den Belastungen, die durch den ständigen Einsatz für die Familie entstehen, berichtete Otto. Sie haben viel zu wenig Freizeit und Möglichkeit zur Entspannung und Gesundheitsvorsorge, auch bedingt durch die Schwierigkeiten Beruf und Familien unter einen Hut zu bringen. Die Mehrheit der Mütter, die an Mutter-Kind-Kuren teilnehmen, erziehen ihre Kinder alleine, achtzig Prozent sind erwerbstätig.
Ein Kur hilft nachhaltig - der Erfolg ist auch Jahre danach noch da
Ein Blick in die Statistik zeigt aber auch, dass neun Monate später und noch Jahre darüber hinaus, beachtliche und nachhaltige Kurerfolge zu verzeichnen sind. Waren zu Beginn einer Kur fast 80
Prozent der Mütter krank, so hat sich ihr Anteil neun Monate danach auf etwa 25 Prozent verringert: „Nach neun Monaten sind die allgemeinen Beschwerden und die psychische Gesamtbelastung, aber
auch die psychosozialen Belastungen signifikant reduziert,“ sagte die Wissenschaftlerin Friederike Otto.
„Mutter-Kind-Maßnahmen führen zu nachhaltigen Effekten“ – nicht nur in Bezug auf die körperliche, gesundheitliche Situation. Die Frauen sind nach einer Kur in der Lage, ihre Lebenssituation so zu verändern, dass sie weniger belastet sind und dadurch auch ihre Gesundheit weniger beeinträchtigt ist.
Kurkonzept eignet sich auch für pflegende Angehörige
Ähnliche Erfolge erzielt das Kurzkonzept der Müttergenesung bei Frauen, die Angehörige pflegen. Auch das zeigte Friederike Otto. Ein Blick auf die Pflegestatistik 2015 zeigte, dass allein in Nordrhein-Westfalen mehr als ein Drittel aller rund 640.000 Pflegebedürftigen zuhause und häufig ganz allein von (alten) Angehörigen versorgt wird.
Silvia Selinger-Hugen konnte diese Zahlen mit ihrem Bericht aus der Praxis in der „Fachklinik Maria am Meer“ an vielen Beispielen untermauern und berichtete von Gesprächen, in denen Frauen sagten: „Jetzt habe ich mich selbst wiedergefunden.“
Oft sind die Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, selbst krank
Sie weiß aus Erfahrung, wie wichtig auch für pflegende Angehörige die Auszeit von der Pflege und die Stärkung der Gesundheit ist. Für sie ist die Kur ebenso wie für die Mütter oft der erste
Schritt zu mehr Gesundheit und Teilhabe am Leben. Denn viele der Frauen, die oft nach Jahren höchster Anstrengung, in der Fachklinik „Maria am Meer“ ankommen, können zum ersten Mal wieder etwas
sich tun. Nicht wenige von ihnen sind weit über 70 Jahre alt und schon deshalb fällt ihnen die Pflege auch körperlich oft schwer. Viele sind sozial isoliert, weil sie nirgendwo mehr hingehen und
die Hilfsangebote nicht kennen, die das Leben etwas erleichtern könnten.
Mehr Beratung und Kurplätze notwendig - das Land soll helfen
Die Müttergenesung im Erzbistum Köln will das Beratungsangebot für pflegende Angehörige nach Möglichkeit ausbauen und bemüht sich zusammen mit dem nordrhein-westfälischen Landesausschusses Müttergenesung Nordrhein-Westfalen um eine finanzielle Förderung und einen Ausbau der Kurplätze.
Sabine Schleiden-Hecking
Fotos: Jörg Brocks